Coworking Spaces stehen für Flexibilität, Kreativität und modernes Arbeiten – doch sie bringen auch neue Herausforderungen mit sich. Eine, über die kaum jemand spricht: der schleichende Verlust von Identität und Zugehörigkeit bei Mitarbeitenden.
Führungskräfte stehen heute vor einer neuen Realität: Ihre Teams arbeiten verteilt – im Homeoffice, im Büro oder im Coworking Space. Die Vorteile liegen auf der Hand: geringere Fixkosten, mehr Freiheit für die Mitarbeitenden, Rekrutierung über Stadtgrenzen hinweg. Aber unter der Oberfläche brodelt es.
Was macht das mit der Unternehmenskultur? Mit der emotionalen Bindung ans Unternehmen? Und vor allem: Wie können Führungskräfte hier gegensteuern?
Coworking: Freiheit mit Nebenwirkungen
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ToggleFür viele ist das Arbeiten in Coworking Spaces ein Segen. Inspirierende Umgebungen, Kaffee-Flatrate, keine starren Regeln. Doch was auf den ersten Blick wie eine neue Arbeitsfreiheit wirkt, hat einen unsichtbaren Preis:
- Mitarbeitende arbeiten in Marken-fremden Räumen
- Das Unternehmen „fühlt“ sich nicht mehr an wie ein klar definierter Ort
- Informelle Rituale gehen verloren – vom Flurfunk bis zum gemeinsamen Geburtstagskuchen
Was zurückbleibt, ist eine fragmentierte Identität: Mitarbeitende sind produktiv, aber nicht mehr emotional verankert. Sie arbeiten für ein Unternehmen – aber nicht mehr in ihm.
Die Illusion der Verbundenheit
Moderne Tools wie Slack, Zoom oder Miro suggerieren Nähe – doch sie ersetzen nicht das, was Psychologen als „soziale Eingebundenheit“ bezeichnen. Die tägliche Sichtbarkeit von Kolleg:innen, die kleinen Gespräche in der Küche, das Gefühl: „Ich bin Teil von etwas Größerem.“
Gerade in Coworking Spaces, wo Mitarbeitende zwischen Gründer:innen, Freelancer:innen und anderen Firmen sitzen, entsteht eine neue Realität:
Sie nehmen mehr Kultur von außen wahr als von innen. Die Frage ist nicht mehr: „Wie arbeiten wir?“, sondern:
„Gehöre ich überhaupt noch dazu?“
Warum Zugehörigkeit ein Leadership-Thema ist
Zugehörigkeit ist kein Feel-Good-Luxus – sie ist ein knallhartes Business-Thema. Studien zeigen:
- Mitarbeitende mit hoher Zugehörigkeit sind 56 % produktiver
- Sie bleiben 50 % länger im Unternehmen
- Sie zeigen eine bis zu 75 % höhere intrinsische Motivation
In einer Welt voller Coworking, Remote-Arbeit und Projektwechsel wird Zugehörigkeit zur Führungsaufgabe. Wer nicht aktiv handelt, verliert leise – erst die emotionale Bindung, dann die Talente.

Strategien für mehr Identität trotz dezentralem Arbeiten
Führungskräfte haben heute die Aufgabe, kulturelle Anker zu setzen, auch wenn der physische Raum fehlt oder geteilt wird. Hier sind 5 konkrete Strategien, wie Sie Identität und Zugehörigkeit im Coworking-Kontext stärken:
🪴 1. Kultursignale bewusst setzen
Stellen Sie den Mitarbeitenden Starterkits zur Verfügung: Tasse, Notizbuch, Laptop-Sticker – kleine Dinge mit großer Wirkung. Coworking wird so zur verlängerten Markenfläche.
👥 2. Peer-Buddies und „Culture Coaches“
Führen Sie ein Buddy-System ein, das auch im Coworking greift. Neue Mitarbeitende brauchen einen sozialen Kompass – gerade wenn sie isolierter arbeiten.
🎯 3. Gemeinsame Rituale etablieren
Ob virtuelle Weekly Stand-ups, „Donut Calls“ oder ein monatliches „Lunch & Learn“ – Regelmäßigkeit ersetzt Nähe. Rituale geben Halt und schaffen Wiedererkennung.
🗺️ 4. Den eigenen „Tribe“ sichtbar machen
Fördern Sie das Wir-Gefühl, indem Sie Mitarbeitende ermutigen, die eigene Unternehmenskultur im Coworking zu repräsentieren. Eigene Slack-Kanäle, Meetups, Sticker-Wände oder Events helfen.
📣 5. Führung zeigen, die „spürbar“ ist
Hybride Führung bedeutet nicht, überall gleichzeitig zu sein – sondern dort präsent zu sein, wo es zählt: persönlich, erreichbar, menschlich. Zeigen Sie Interesse – nicht nur an der Leistung, sondern am Menschen.
Fazit: Führung im Coworking braucht emotionale Intelligenz
Coworking Spaces sind keine Bedrohung – aber sie sind auch kein neutraler Raum. Wer nicht gestaltet, verliert. Führungskräfte müssen neue Räume schaffen – emotionale, soziale, kulturelle.
Denn Zugehörigkeit entsteht nicht durch Firmenlogo auf dem Laptop. Sie entsteht durch Vertrauen, Wiederholung und Haltung.
In einer Zeit, in der der Schreibtisch wechselt, ist die eigentliche Frage:
Bleibt das Unternehmen im Herzen der Menschen – oder verschwindet es langsam aus dem Blickfeld?