Die klassische Tourismussaison wird kürzer, die Auslastung volatiler – und Fixkosten bleiben. Gleichzeitig arbeiten Millionen Menschen ortsunabhängig, Teams planen Offsites und Unternehmen suchen nach produktiven Orten jenseits der Zentrale. Genau hier treffen Tourismus und Tech aufeinander: Workation & Coworking verlängern die Saison, füllen Shoulder Seasons und heben zusätzliche Wertschöpfung – ohne die DNA der Destination zu verändern. Wer jetzt klug plant, erschließt neue Zielgruppen (Remote Worker, Projektteams, Bleisure-Reisende), steigert Aufenthaltsdauer und schafft planbare Nebensaison-Umsätze.
Warum Saisonverlängerung jetzt Priorität hat
Inhaltsverzeichnis
ToggleKlimatische Verschiebungen verlagern Reisezeiten, Arbeitsmärkte bleiben angespannt, Margen stehen unter Druck. Destinationen, Hotels und Gastgeber:innen brauchen Angebote, die wetterunabhängig funktionieren und trotzdem lokal verankert sind. Workation & Coworking wirken genau hier: Sie bringen Nachfrage in Zeiten, in denen Betten frei sind, und nutzen vorhandene Infrastruktur besser aus – vom Frühstücksraum, der vormittags zum Silent Space wird, bis zur Bibliothek, die als Third Place arbeitet.
Workation & Coworking: Begriffe, Zielgruppen, Trends
Workation verbindet Arbeiten und Aufenthalt über mehrere Tage oder Wochen. Bleisure beschreibt Geschäftsreisen mit privaten Tagen. Corporate Retreats sind Team-Offsites mit Fokus auf Zusammenarbeit. Zielgruppen reichen von Solo-Remote-Worker:innen über Gründer:innen und Freelancer bis zu Produkt- oder Sales-Teams. Treiber: Remote- und Hybrid-Policies, digitale Kollaboration, längere Aufenthaltsdauern und der Wunsch nach Orten mit echter Lebensqualität.
Der Business Case für Destinationen
Workation schafft eine zusätzliche Wertschöpfungskette: Unterkunft + Desk-Pässe + Meetingräume + lokale Services (Catering, Aktivitäten, Mobilität). Entscheidender Hebel sind Aufenthaltslänge und Nebensaison-ADR. Selbst kleine Pop-ups liefern Wirkung, wenn sie ergonomisch, verlässlich und smart vermarktet sind.
Beispielhafte Kosten/Nutzen-Matrix
Maßnahme | Einmalkosten | Laufende Kosten/Monat | Zusatzerlös/Monat | Amortisation |
---|---|---|---|---|
Pop-up-Coworking (30 Plätze) | 18.000 € | 1.200 € | 6.500 € | ~4 Monate |
Meetingraum-Upgrade (Hybrid) | 7.500 € | 150 € | 2.000 € | ~4 Monate |
Hotel-Lounge → Silent Space | 2.800 € | 80 € | 1.200 € | ~3 Monate |
Werte als Richtgrößen zur Kalkulation; lokale Preise variieren.
Betriebsmodelle: Was passt zu Ihrer Region?
- Hotel + Coworking-Lounge: Frühstücksraum vormittags als ruhiger Arbeitsbereich, abgetrennte Telefonzonen, 1–2 Hybrid-Meetingräume. Vorteil: kurze Wege, hohe Servicequalität.
- Pop-up im Kulturhaus/Bibliothek: Niedrige CAPEX, starke lokale Einbindung, ideal für Shoulder Seasons.
- Meeres-/Berg-Hub: Klarer USP für Teamsprints; Kombination aus Fokuszonen und Naturerlebnis.
- Corporate-Offsite-Location: Wenige, hochwertige Räume, Top-IT, Moderations- und Facilitation-Angebote.
Faustformel: Pro 10 Plätze mindestens 1 Telefonbox und 0,2 Meetingräume (z. B. 2 Räume bei 30 Plätzen). Ruhe- und Fokuszonen erhöhen Zahlungsbereitschaft spürbar.

Infrastruktur & Ergonomie: „Productivity by Design“
Ohne stabiles Internet, gutes Licht und leise Zonen gibt es keine Wiederbuchung. Wichtig sind 300+ Mbit/s, ausgeleuchtetes WLAN, akustisch gedämpfte Bereiche, höhenverstellbare Stühle/Tische, Monitor-Pool mit USB-C/HDMI, Telefonboxen, Hybrid-Meetingraum (Kamera, Mikrofon, Display), ausreichend Steckdosen und Backup-Strom. „Green Nature“ – Pflanzen, Holz, Tageslicht, optionale Outdoor-Working-Zonen – verbessert Wohlbefinden und macht Ihre Location unverwechselbar.
Kurz-Checkliste
Bereich | Muss-Anforderung | Kür-Option |
---|---|---|
Connectivity | ≥ 300 Mbit/s, Mesh-WLAN | 5G-Fallback, zweite Leitung |
Ergonomie | Stuhl/Tisch, gute Beleuchtung | Monitore, Docking, Laptopständer |
Akustik | Silent Zone, Telefonbox | Deckenabsorber, Teppichinseln |
Hybrid-Tech | Kamera, Mikro, Display, Konferenz | Streaming-Set, Whiteboard digital |
Natur/Design | Pflanzen, Holz, Tageslicht | Outdoor-Desks, Dachterrasse |
Community & Programm, das bucht
Workation lebt von sozialer Dichte – aber kuratiert. Ein Wochenplan mit zwei Lernformaten (z. B. Lunch & Learn, Expert Talk), einem Networking und einer Local Experience (Wandern, Surf-Kurs, Stadtführung) reicht oft aus. Matchmaking zwischen lokalen Unternehmen und Gästen erzeugt messbare Projekte. Familienfreundliche Add-ons wie Kids-Desk-Zeiten oder Partnerschaften mit Betreuungseinrichtungen verlängern Aufenthalte zusätzlich.
FAQ – kurz & bündig
Was unterscheidet Workation von Bleisure? Workation = Arbeiten im Urlaubsort über längere Zeit; Bleisure = Geschäftsreise + private Verlängerung.
Wie groß sollte ein Start-Hub sein? 20–35 Plätze + 1 Meetingraum + 2 Telefonboxen reichen häufig.
Welche IT ist Pflicht? 300+ Mbit/s, stabiles WLAN, Hybrid-Meetingtechnik, viele Steckdosen.
Wie messe ich Erfolg? Occupancy, RevPDS, Aufenthaltsdauer, Corporate-Anteil, NPS, CO₂.
Eignet sich unsere Region ohne Strand/Berge? Ja – USP über Ruhe, Kultur, Naturzugang, Kulinarik, gute Anreise.
Fazit: Coworking & Workation
Workation & Coworking sind mehr als ein Trend: Sie sind die produktive Antwort auf kürzere Saisons und veränderte Arbeitswelten. Mit überschaubarem Investment schaffen Sie planbare Nachfrage, verlängern Aufenthalte und stärken lokale Wertschöpfung – gerade in der Nebensaison.