Kleine Teams stehen oft irgendwo zwischen „zu klein für ein eigenes Büro“ und „zu groß für das reine Homeoffice“. Coworking wirkt dann wie der perfekte Zwischenweg: flexible Plätze, Meetingräume, Infrastruktur – ohne langfristigen Mietvertrag. Aber irgendwann taucht fast immer die Frage auf:
Ab wann lohnt sich für ein kleines Team ein eigenes Büro – und wann bleibt Coworking die bessere Lösung?
Genau darum geht es in diesem Artikel: Wir schauen uns an, in welchen Phasen Coworking ideal ist, ab wann ein eigenes Büro (oder ein Team Office im Coworking Space) Sinn ergibt – und welche Faktoren bei der Entscheidung wirklich zählen.
Phase 1: Wenn Coworking für kleine Teams unschlagbar ist
Inhaltsverzeichnis
ToggleAm Anfang steht meist ein sehr simples Setup: Gründer:in + 1–3 Mitarbeitende, viel Dynamik, wechselnde Projekte. In dieser Phase sind Flexibilität und Kostenkontrolle wichtiger als Prestige.
Coworking ist hier oft klar im Vorteil, weil Sie:
- keine langfristigen Mietverträge unterschreiben müssen,
- keine Möbel, Technik oder Reinigung organisieren,
- Arbeitsplätze je nach Bedarf dazu- oder abbuchen können,
spontane Team-Meetings einfach in Meetingräume verlagern.
Gerade für remote oder hybride Teams ist Coworking eine Art gemeinsames Wohnzimmer für Fokusarbeit und Teamtage: Alle haben einen professionellen Rahmen, ohne dass Sie sich sofort auf 3–5 Jahre Mietlaufzeit festlegen müssen.
Die Auslöser, bei denen Teams über ein eigenes Büro nachdenken
Der Wunsch nach einem eigenen Büro kommt selten über Nacht. Meist gibt es wiederkehrende Situationen, die das Thema auf den Tisch bringen:
- Das Team ist an mehreren Tagen pro Woche vollzählig im Space.
- Es entstehen regelmäßig spontane Abstimmungen, die Sie nicht im offenen Bereich führen möchten.
- Vertrauliche Gespräche (HR, Finanzen, sensible Kundenthemen) werden häufiger.
- Es wächst der Wunsch nach eigenem Branding: Logo an der Wand, eigener Stil, eigene Atmosphäre.
- Sie haben stark wiederkehrende Meeting-Slots, die sich schwer buchen lassen.
Sie merken: „Wir sind regelmäßig hier – vielleicht zahlen wir zu viel für Flexibilität, die wir gar nicht mehr nutzen.“
Spätestens an diesem Punkt lohnt es sich, nicht nur über „Coworking oder Büro?“ nachzudenken, sondern genauer hinzusehen: Wie arbeiten wir eigentlich?
Eigene Bürofläche im Coworking: Der oft unterschätzte Mittelweg
Zwischen „Hot Desk“ und „klassischem Mietvertrag“ liegt eine Lösung, die viele kleine Teams unterschätzen: das eigene Büro im Coworking Space.
Sie haben dann:
- einen abschließbaren Raum nur für Ihr Team,
- direkten Zugang zu Meetingräumen, Community, Küche & Co.,
- eine fixe monatliche Rate inkl. Nebenkosten, Internet, Reinigung,
deutlich weniger Aufwand als bei einem externen Büro (kein Möbelkauf, kein WLAN-Stress, keine separate Stromabrechnung).
Gerade für Teams von ca. 3–10 Personen ist ein Team Office im Coworking oft der Sweet Spot: genug Eigenständigkeit, aber trotzdem eingebettet in Infrastruktur und Community.
Wann sich Coworking (noch) mehr lohnt als ein eigenes Büro
Bleiben wir kurz bei der Ausgangsfrage. Auch wenn der Wunsch nach „etwas Eigenem“ im Raum steht, ist ein eigenes Büro nicht immer die beste Lösung. Coworking – ob mit Fix Desks oder einer Mischung aus Flex Desk und Meetingräumen – lohnt sich insbesondere dann, wenn:
- Ihr Team dezentral arbeitet und nur an bestimmten Tagen zusammenkommt.
- Sie unsichere Wachstumspläne haben (z. B. „zwischen 3 und 8 Personen in den nächsten 12 Monaten“).
- Ihre Kund:innen und Projekte sich noch stark verändern und Sie flexibel bleiben wollen.
- Sie Wert auf Netzwerk, Austausch und Sichtbarkeit legen – Coworking bringt automatisch neue Kontakte.
Sie keine Zeit oder Lust haben, sich um Büroorganisation zu kümmern (Reinigung, Einrichtung, kleine Reparaturen).
Ein wichtiger Punkt: Ein eigenes Büro fühlt sich zwar „erwachsener“ an, kann aber gerade in Wachstumsphasen schnell zur Bremsklotz werden, wenn Sie zu früh zu groß planen.
Wann ein eigenes Büro wirklich Sinn ergibt
Es gibt allerdings auch klare Situationen, in denen ein klassisches eigenes Büro außerhalb eines Coworking Spaces sinnvoll werden kann:
- Ihr Team ist stabil größer geworden
Wenn Sie dauerhaft mit 10–15 Personen vor Ort arbeiten, kann ein eigenes Büro wirtschaftlich spannender werden – vor allem, wenn Sie keine hybriden Modelle nutzen. - Sie haben spezielle Anforderungen an die Fläche
Zum Beispiel: Produktionsflächen, große Lagerflächen, besondere Akustik- oder Sicherheitsanforderungen, sehr spezifische Raumaufteilung oder Technik. - Ihr Geschäftsmodell erfordert abgeschirmte Bereiche
Etwa bei sensiblen Forschungsthemen, sehr vertraulichen Kundendaten oder Branchen mit strengen Compliance-Regeln. Sie möchten eine starke, eigene Markenwelt bauen
Ein Showroom, Trainingsräume, große Workshop-Flächen – also ein Ort, der selbst zum Produkt bzw. zur Marke gehört.
Entscheidend ist: Ein eigenes Büro lohnt sich vor allem dann, wenn Sie die zusätzliche Freiheit auch wirklich nutzen – und nicht nur dafür zahlen, dass Fläche leer steht.
Entscheidende Fragen für kleine Teams: Coworking, Team Office oder eigenes Büro?
Statt einfach „pro/contra“ zu malen, hilft eine ehrliche Reflexion über Ihren Arbeitsalltag. Die folgenden Fragen können Sie als Mini-Checkliste nutzen:
Wie oft ist unser komplettes Team gleichzeitig vor Ort?
- Selten → Coworking mit flexiblen Plätzen.
- Mehrmals pro Woche → Team Office im Coworking prüfen.
Wie stark schwankt unsere Teamgröße?
- Stark schwankend → hohe Flexibilität wichtig, Coworking punktet.
- Sehr stabil → eigenes Büro kann auf Sicht sinnvoll werden.
Wie wichtig sind uns Netzwerk & Community?
- Sehr wichtig → Coworking ist kaum zu schlagen.
- Weniger wichtig, Fokus auf Inhouse-Kultur → eigenes Büro kann passend sein, Team Office ist ein guter Übergang.
Wie hoch ist unser Bedarf an vertraulichen Gesprächen?
- Gering bis mittel → Meetingräume/Telefonboxen reichen oft
- Hoch & regelmäßig → Team Office oder eigenes Büro mit Rückzugszonen.
Wieviel organisatorische Verantwortung wollen wir selbst tragen?
- Möglichst wenig → Coworking (inkl. Team Office) nimmt die Last.
- Wir wollen alles selbst gestalten → eigenes Büro mit Eigenverantwortung.
Kosten: Warum die reine Quadratmeter-Rechnung oft täuscht
Auf den ersten Blick wirkt ein eigenes Büro manchmal günstiger: weniger Miete pro Quadratmeter, scheinbar mehr Raum. Doch in der Realität müssen Sie bei einem klassischen Büro mehr Faktoren einrechnen:
- Möblierung und technische Ausstattung
- Nebenkosten (Strom, Heizung, Reinigung, Internet, Müll)
- Wartung, Reparaturen, kleinere Umbauten
- Zeitaufwand für Verwaltung und Organisation
Im Coworking dagegen sind viele dieser Kosten bereits im Preis enthalten – inklusive Meetingräume, Kaffee/Wasser-Flatrates, Reinigung, Internet und oft sogar Drucker & Co.
Für kleine Teams ist die interessante Frage weniger: „Was kostet der Quadratmeter?“
Sondern: „Was kostet uns ein Arbeitsplatz inklusive allem, was wir zum Arbeiten brauchen – und wie flexibel bleiben wir dabei?“
Coworking als Wachstumsrampe: Erst testen, dann entscheiden
Ein nicht zu unterschätzender Vorteil von Coworking-Spaces: Sie können verschiedene Arbeitsmodelle risikofrei testen. Zum Beispiel:
- 2 Tage pro Woche im Space, Rest remote.
- Gemischtes Modell: einige Fix Desks + einige Flex Desks.
- Ein kleines Team Office + ein paar flexible Plätze für Freelancer:innen oder Werkstudent:innen.
Sie sehen nach 3–6 Monaten sehr klar, wie Ihr Team tatsächlich arbeitet – statt nur zu raten. Auf dieser Basis fällt die Entscheidung für (oder gegen) ein eigenes Büro viel leichter.
Viele Teams gehen am Ende einen Weg in drei Schritten:
- Start mit flexiblen Coworking-Plätzen
- Umzug in ein eigenes Team Office im gleichen Coworking Space
Später ggf. in ein eigenes Büro – oder bewusst im Space bleiben, weil die Mischung aus Flexibilität, Infrastruktur und Community einfach gut funktioniert.
Fazit: Für kleine Teams ist „eigenes Büro“ oft ein Prozess, kein Sprung
Die Frage „Coworking für kleine Teams – oder doch eigenes Büro?“ hat selten eine schwarz-weiße Antwort. Für die meisten kleinen Teams lohnt es sich:
- anfangs klar auf Coworking zu setzen,
- bei wachsender Teamgröße ein eigenes Team Office im Space zu prüfen,
und ein klassisches eigenes Büro erst dann zu wählen, wenn Flächentyp, Teamgröße und Stabilität wirklich dazu passen.
So bleibt Ihr Arbeitsmodell genauso beweglich wie Ihr Unternehmen – und das Büro wächst mit, statt Ihnen davonzulaufen.
